Wasserfahrverein Zürich
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Gewässer

Kanufahren ist auf praktisch jedem Gewässer möglich, seien es Seen, ruhige Flüsse, alpine Wildbäche oder das Meer. Je nach Gewässer variieren auch die verwendeten Bootsarten.

Für fliessende Gewässer existieren häufig Beschreibungen, sogenannte Flussführer. Unerfahrenen empfehlen wir aber aus Sicherheitsgründen, nicht auf eigene Faust ihnen unbekannte Flüsse und Wildbäche zu befahren, sondern sich erfahrenen Paddlern anzuschliessen.

Schwierigkeitsgrade

Zur Beschreibung der Schwierigkeit eines Wildwassers gibt es eine sechsteilige Skala mit römischen Ziffern (WW I bis WW VI). Sie wurde 1979 von einer Kommission der Internationalen Kanu-Föderation (ICF, International Canoe Federation) erarbeitet und ist weltweit anerkannt und gültig.

Vor der Beschreibung der einzelnen Schwierigkeitsgrade hier noch einige wichtige Bemerkungen:

  • Wehre sind kein Wildwasser und werden nicht bewertet. Sie sind entweder leicht fahrbar oder aber lebensgefährlich.
  • Die Schwierigkeitsgrade können mit Zwischenstufen unterteilt werden. WW III–IV bedeutet demnach schwieriger als WW III, jedoch leichter als WW IV.
  • Einzelne schwierigere Stellen eines Streckenabschnitts können mit arabischen Ziffern in Klammern angegeben werden. WW III (4) bedeutet beispielsweise, dass der beschriebene Flussabschnitt den Schwierigkeitsgrad WW III aufweist, dass es darin aber auch einzelne Stellen mit Schwierigkeitsgrad WW IV hat.
  • Der Schwierigkeitsgrad ist meist stark abhängig von der jeweiligen Wasserführung. Die angegebenen Schwierigkeitsgrade beziehen sich in der Regel auf einen mittleren Wasserstand. Andere Wasserstände können eine erhebliche Änderung des Schwierigkeitsgrads zur Folge haben. Dabei bedeutet ein niedrigerer Wasserstand in der Regel (aber nicht immer) eine Vereinfachung, ein höherer Wasserstand eine Erschwerung (auch das nicht immer). Welcher Wasserstand in einem konkreten Fall vorliegt, kann nur dann zuverlässig beurteilt werden, wenn ein Pegel oder ein Hilfspegel mit verschiedenen Wasserständen angegeben ist.
  • Die Bewertung der Schwierigkeiten hängt stark ab von der subjektiven Beurteilung einzelner Personen mit unterschiedlichem Können und unterschiedlicher Erfahrung. Zudem haben Fortschritte beim Bootsmaterial und bei der Paddeltechnik dazu geführt, dass ein bestimmter Flussabschnitt heute möglicherweise tiefer klassiert wird als früher.
  • Bei der Beurteilung eines Flusses aufgrund einer Flussbeschreibung ist immer daran zu denken, dass sich ein Fluss mit der Zeit ändern kann und dass insbesondere Hochwasserereignisse in kurzer Zeit radikale Veränderungen bewirken können.

Einen Überblick über die sechs Schwierigkeitsgrade gibt es nachfolgend oder auch in einer Tabelle (PDF, 6 KB) des Deutschen Kanu-Verbandes e.V. 

Wildwasser I: einfach

  • Charakterisierung:

    • Regelmässiger Stromzug, regelmässige Wellen, kleine und kürzere Schwälle, einfache und offene Flusskurven, leicht umfahrbare Hindernisse, leicht erkennbare Fahrrouten

  • Voraussetzungen:

    • Beherrschen der Basistechnik (Vorwärts-, Rückwärts- und Rundschläge, Paddelstütze)
    • Ein- und Ausfahren (in die bzw. aus der Strömung)

  • Beispiele:

    • Reuss: Mellingen–Windisch
    • Thur: Frauenfeld–Andelfingen
    • Ticino: Biasca–Bellinzona

Wildwasser II: mässig schwierig

  • Charakterisierung:
     
    • Unregelmässiger Stromzug
    • Unregelmässige Wellen
    • Mittlere und längere Schwälle
    • Kleine Walzen, Wirbel und Pilze
    • Einfache Hindernisse im Stromzug
    • Kleine Stufen
    • Insgesamt offene Durchfahrt, Fahrroute leicht erkennbar

  • Voraussetzungen:
    ·         
    • Beherrschen der Basistechnik (Vorwärts-, Rückwärts- und Rundschläge, Paddelstütze)
    • Sicheres, präzises Ein- und Ausfahren
    • Erkennen und Bewerten von Pegelständen
    • Beherrschen des Verhaltens als zu Rettender
    • Beherrschen einfacher Rettungsmassnahmen

  • Beispiele:

    • Vorderrhein: Versam–Reichenau
    • Simme: Garstatt–Heidenweidli
    • Reuss: Fischbach–Gnadenthal

  • Charakterisierung:

    • Hohe, regelmässige Wellen
    • Grössere und längere Schwälle
    • Walzen, Wirbel, Pilze
    • Ausgeprägte Prallwasser an Hindernissen
    • Stufen
    • Leichte und kurze Verblockung
    • Strömung zieht unter Büsche und Äste
    • Fahrroute nicht immer leicht erkennbar

  • Voraussetzungen:

    • Beherrschen der Basistechnik
    • Beherrschen der Steuerschläge vorne und hinten sowie der Hangtechnik
    • Beherrschen der Eskimorolle
    • Erfahrung auf WW I und WW II
    • Sicherer Umgang mit dem Wurfsack

  • Beispiele:

    • Muota: Muotathal–Stausee
    • Simme: Heidenweidli–Weissenburg
    • Vorderrhein: Compadials–Trun

Wildwasser IV: sehr schwierig

  • Charakterisierung;
    • Lange Schwälle, hohe, unregelmässige Wellen und Walzen
    • Verblockung mit unübersichtlichen Durchfahrten
    • Fahrroute nicht ohne weiteres erkennbar
    • Erkundung erforderlich

  • Voraussetzungen: 
        
    • Sicheres Beherrschen aller Paddeltechniken
    • Ein- und Ausfahren auf engem Raum
    • Präzises Anfahren von Kehrwassern
    • Beherrschen der Eskimorolle auf beiden Seiten
    • Gut trainierte Kondition (physisch und psychisch)
    • Sicherer Umfang mit allen Rettungsgeräten
    • Beherrschen der Bergungsmassnahmen
    • Gute Kenntnis von Strömungsformen
    • In der Regel keine niedervolumigen Boote

  • Beispiele:

    • Engstlige: Achseten–Frutigen
    • Inn: Giarsun–Ardez (Giarsun-Schlucht)
    • Landquart: Küblis–Fideris